DAS GRÜNE EILAND

 

Interspirituelle Begegnung – Imaginative Bezüge - Leitsterne

 

INSULA VIRIDIS

français/allemand

 

 

 

 

Retour à Insula Viridis

1

 

Wissen

 

Das Wissen um das „Weltkulturerbe“ von Mystik und Esoterik der großen Zivilisationen ist heute in nie bisher da gewesener Fülle auch für Nicht-Spezialisten zugänglich. Die Erforschung gemeinsamer und unterschiedlicher Aspekte ist eine zentrale Aufgabe unserer Zeit. Das geht über die Möglichkeiten des interreligiösen Dialogs hinaus. Er kann gemeinsame ethische Prinzipien zu Tage fördern, und damit friedensfördernd wirken. Ohne Einbeziehung von Mystik und Esoterik  bleibt er aber blind für die Realität der Offenbarungsquellen und deren Konvergenzen.

 

2

 

Traditionen


Es besteht die Aufgabe, den Fundus der abrahamitischen Traditionen zu pflegen und neu zu beleben. Dabei muss auch nach den lebendigen Quellen, die weder vergangen noch überholt sind, gefragt werden. Das schließt den Blick auf andere Traditionen wie Vedanta, Buddha-Lehre oder Taoismus keineswegs aus, auch nicht die Teilnahme von Menschen, die sich an diesen Traditionen orientieren, und doch Zugang zu den abrahamitischen Quellen suchen.

 

 3

 

Spirituelles Zeitparadigma : Bedürfnisse

 

Spiritualität ist ein fundamentales Paradigma unserer Zeit, die nicht allein von ihrem materialistischen Schatten her zu verstehen ist. Immer mehr Menschen nehmen Übersinnliches in ihren Lebensvollzug, in ihre Lebensauffassung auf. Sie orientieren sich an Schulen oder Lehren, die sich von alten Traditionen herleiten, an Mitteilungen neuerer spiritueller Lehrmeister  oder gehen ihre ganz individuellen Wege. Spirituelle Erfahrung und Einsicht gewinnt für diese Suchenden existentielle und  biographische Bedeutung. Der Austausch solcher Erfahrungen und der damit verbundenen Einsichten  kann Bedürfnis  solcher Menschen sein.

 

4

 

Spirituelles Zeitparadigma: Aufgaben


Ein  solcher Austausch ist zugleich ein Beitrag, um das spirituelle  Paradigma  unserer Zeit geltend zu machen. Das kann fruchtbar nur geschehen, wenn diese Erfahrungen und Einsichten in biographisch und  gedanklich ausgereifter Weise mitgeteilt und ausgetauscht werden.

 

 

5

 

Erkenntnismethoden

 

Die Dimension des Spirituellen fordert adäquate Erkenntnismethoden. Sie konstituieren sich an der Konvergenzlinie von Gedanklichem und spiritueller Erfahrung. Daraus ergeben sich Fragen über das „Wie“ interspiritueller Kommunikation. Einen wichtiger, wenn auch nicht ausschließlicher Aspekt ist der Umgang mit der Dimension des „Bildhaften“ wie er sich z,B. in Mythos, Kultus, Symbolik und Initiationsliteratur darstellt. Damit ist die Sphäre eines „mundus imaginalis“ (Henry Corbin), einer „imaginativen Welt“ (Rudolf Steiner) berührt.

              Die Ausdrucksformen des Imaginalen schaffen im Übrigen einen privilegierten Begegnungs - und Kommunikationsraum, weil sie eine universelle Sprache sprechen.

 

6

 

Imaginative Bezüge

 

 

Der Name INSULA VIRIDIS wurde gewählt seiner imaginativen Qualität wegen gewählt. In einem solche Namen schwingt das „Schwebende“ und Urbildliche eines Ortes mit, der – um die Ausdrucksweise Henry Corbins zu gebrauchen – auf keiner geographischen Landkarte verzeichnet ist. Er verweist weder auf eine physische Insel – wiewohl Irland, die „grüne Insel“, einen unumgänglichen Keimort westlicher Spiritualität kennzeichnet – noch auf eine allegorische Abstraktion.

 

7

 

Polyphone Motive

 

Es klingen mehrere Motive an, ohne erschöpfend  in einem von ihnen aufzugehen :

  • das „Grüne Eiland im Weißen Meer“ der schiitischen Tradition, wo der verborgene XII. Imam als Führer zum eigenen Selbst gefunden werden kann,

  • die die Versammlungsstätte der „Ile Verte“ (das Grüne Wörth) zu Strassburg, die durch den Mystiker Rulman Merswin für eine Gemeinschaft geistsuchender Laien gestiftet wurde. die sich unter der Ägide des ebenfalls im Verborgenen wirkenden „Gottesfreundes vom Oberland“ vollzog,

  • die geheimnisvolle Gestalt des Khezr oder Khidr der islamischen Tradition, zu dessen Quelle Goethe, in der Nachfolge des Hafis,  im ersten Gedicht des „West-östlichen Divans“ einlädt („…soll dich Chisers Quell verjüngen“). Khezr heißt der „Grüne“ und  wird von Manchen mit dem Propheten Elias identifiziert.

  • das samargdgrüne Stoff, auf dem der Gral in der Darstellung Wolframs von Eschenbach ruht. („auf einem grünen Achmardî trug sie den Wunsch vom Paradies, beides, Wurzel und Reis“)

  • auf den Berg Kaf, der smaragdgrün als „idealer  Mont-Serrat“ (Goethe) erstrahlt.

  • Auf das Grüngold der von innen her erleuchteten Erde auf den Mosaiken von Ravenna, die manchen Forschern zufolge mit der Farbe des Xvarna, des „Herrlichkeitslichts“ des alten Irans in Zusammenhang steht usw.

 

 8

 

Innere Führerschaft

 

Die Thematik innerer Führerschaft ist von sachgerechter Erforschung esoterischer Strömungen ebenso wenig zu trennen wie von der individuellen Erfahrung der Einzelnen, die sich auf einen spirituellen Weg begeben haben, sei er nun in strengem Sinn „traditionell“ oder nicht. Damit ist immer der Hinweis auf den Bestand eines höheren Selbstes gegeben, das zu erkennen und zu realisieren jeder wahrhaften Esoterik immanent ist. Dabei ist die Interpretation dieser Themen und Erfahrungen weder auf bloß subjektive Psychologie zu reduzieren noch auf einen äußerlichen okkulten Materialismus. Für den in spirituelle Eigenverantwortung eingetretenen Geistsucher verweist das Thema auf Ziel und Sinn höherer Freiheit.

 

9

 

Leitsterne

 

Die Gestalt des Gottesfreundes vom Oberland und die des deutschen Dichters Novalis traten als gemeinsame Bezugspunkte in den Gesichtskreis der Initiativträger. Aus dieser Gegebenheit heraus haben sie dieses Projekt mit diesen Namen verbunden, ohne jedoch andere bedeutsame Figuren innerer Führerschaft, die für sie oder andere wichtig sind, auszuklammern.

          Im Gottesfreund repräsentiert sich eine Metamorphose christlich-mittelalterlicher Initiation hin zu einem freien Weg der Innerlichkeit, die zugleich gemeinschaftsbildende Kraft besitzt. In Novalis wird eine Initiation, die in den Worten „Christus und Sophie“ lapidar ausgedrückt ist,  in noch nie da gewesener Weise individuell. Seine in den Fragmenten wie in den poetischen Werken hinterlassenen Intuitionen sind  Keime einer Initiationswissenschaft, die heute und in die Zukunft hinein im Wachsen ist.